Indische Pferde
mit Sichelohren |
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Fast alle Pferde die wir auf unseren Safaris einsetzen
sind Marwaripferde, da sie trittsicher, bequem und
anspruchslos sind.
Marwaripferde, die indischen Pferde mit Sichelohren,
sind bodenständig in Rajasthan und werden gegenwärtig
nur noch dort und in den benachbarten indischen Bundesstaaten
gezüchtet. Ursprünglich Kriegspferde, sind
sie heute als vielseitig einsetzbare Reitpferde bei
Privatpersonen, Armee und Polizei geschätzt.
Ihr Name bedeutet übrigens wortwörtlich
„aus dem Land des Todes“.Die Vorfahren
der Marwaris kamen wohl aus Zentralasien. Noch heute
ist die
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Ähnlichkeit mit den Pferden aus Turkmenistan
(Achal-Tekkiner, Karabaier) unverkennbar. Außerdem
wurden sie von orientalischen Rassen (Arabern, Persischen
Arabern) beeinflusst. Beide Pferderassen brachten
die islamischen Invasoren ab dem 8.Jahrhundert n.Chr.
mit nach Indien wo sie mit einheimischen Pferden gekreuzt
wurden. Rassetypisch sind die nach innengebogenen
„Säbelohren“, die äußerst
beweglich sind und sich um mehr als 180° drehen
lassen. Mit Ausnahme des Kathiawari-Pferdes, einem
Cousin der Marwaris, gibt es auf der ganzen Welt keine
weitere Pferderasse mit solchen extrem gebogenen Ohren.
Man sagt den Marwaripferden außerdem ein außergewöhnlich
gutes Gehör nach.
Die Wiege des Marwaripferdes in Indien liegt im ehemaligen
Königreich von Marwar (das heutige Jodhpur).
Afghanen und Mogule brachten bei ihrem indischen Feldzug
ihre Pferde mit und mit ihnen wurden die Pferdebestände
der Rajputen aufgestockt. Diese brauchten harte Kriegspferde,
die auf kargem Boden gedeihen konnten, anspruchslos,
intelligent und von gutem Charakter waren. Die Rajputen
waren von jeher ein Reitervolk und hatten schon immer
einen besonderen Bezug zu ihren Pferden. Die Könige
stellten ihren Untertanen die besten Hengste zur Verfügung
und schon ab dem 12.Jahrhundert wurde eine selektive
Zuchtpolitik betrieben.
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Die einzelnen Königreiche befanden sich im ständigen
Kriegszustand mit den islamischen Herrschern Nord-Indiens
und untereinander und aus dieser Zeit stammen viele
der Legenden über Ausdauer und Heldentaten der
Marwaripferde. Obgleich sicher manches davon übertrieben
ist, das Marwaripferd hat sicher außergewöhnliche
Qualitäten. Sein großen Mut und seine sprichwörtliche
Treue sind der Stolz der Rajputen. Es wird gesagt, dass
ein richtiges Marwaripferd niemals aufgibt bevor sein
Reiter nicht in Sicherheit ist und ihn, sollte er stürzen
nicht verlässt sondern ihn sogar verteidigt.
Marwaripferde mussten in der Schlacht auch Elefanten
angreifen. Dazu stellten sie sich auf die Hinterbeine
um ihren Reitern die Möglichkeit zu geben mit seiner
Lanze den Krieger auf dem Elefanten oder seinen Mahout
zu töten.
Legendär ist die Geschichte
von Chetak, dem Pferd Maharana Prataps, dem Herrscher
Mewars (Udaipur). In der Schlacht zu Haldi Ghati (1546)
gegen den Mogul Kaiser Akbar unterlag Maharana Pratap
und musste fliehen. Chetak, sein Pferd trug ihn trotz
schwerer Verletzungen in Sicherheit und sprang schließlich
über einen großen Fluß. Erst dort starb
er schließlich in den Armen seines Herren.
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Maharana Pratap vergaß nie das Opfer das Chetak
erbracht hatte um ihn und damit sein Königreich
zu retten und errichtete ihm als sich die Zeiten gebessert
hatten ein Denkmal an der Stelle an der sein treues
Pferd gestorben war. Es hat die Zeiten überdauert
und steht dort noch heute, ein paar Kilometer von
dem ehemaligen Schlachtfeld Haldi Ghati entfernt.
Noch im 1.Weltkrieg wurden Marwaripferde in der Anglo-Indischen
Kavallerie eingesetzt und führten den siegreichen
Vormarsch auf Haifa an.
Unter Britischer Herrschaft verlor das Marwaripferd
seine besondere Stellung. Den Briten war es zu schlank,
zu temperamentvoll, eben einfach zu „Un-Britisch“.
Sie zogen es vor Schiffladungen von Australischen
Pferden zu importieren, die das indische Klima gut
vertrugen und schnell, kräftig und billig waren.
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Als die indischen Fürsten
unter britische Oberherrschaft kamen verloren sie ihr Recht
eine eigene Armee zu unterhalten. Sie waren also nicht länger
auf die Dienste der Marwaris angewiesen. Die Hohe Schule der
indischen Kriegskunst ging verloren, bis auf Restbestände,
die heute im traditionellen Pferdetanz noch erhalten geblieben
sind. Doch mit ihrer Unabhängigkeit ging auch ein Teil
ihrer Kultur verloren. Sie zogen es nun vor britische Wege
zu kopieren und hielten Englische Vollblüter und Australische
Pferde.
Noch vor der Unabhängigkeit Indiens gingen die Bestände
reinrassiger Marwaripferd zurück, aber danach schien
ihr Schicksal erst recht besiegelt, da sie als Symbol des
verhassten Feudalismus galten. Tausende wurden kastriert oder
als Arbeitspferde in die Dörfer gegeben. Die Zucht wurde
vernachlässig und die Marwaripferde in alle Winde zerstreut.
Die Rasse schien am Ende und dem Aussterben nah.
Erst in den letzten Jahren haben einige Pferdeliebhaber, vielfach
ehemalige Adelige, angefangen diese Rasse wieder systematisch
zu züchten. Mit viel Mühe wurden reinrassige Tiere
ausfindig gemacht und eine Zucht aufgebaut.
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Auch dank des Tourismus und der Eignung der Marwaripferde
als Distanz- und Trailpferde werden sie heute wieder vermehrt
gezüchtet. Mittlerweile gelten sie sogar wieder als
zu schützendes Kulturgut. Dennoch gibt es bis heute
kein einheitliches Stutbuch, was auch an der Zerstrittenheit
der einzelnen Züchter und des vielförmigen Erscheinungsbildes
der Rasse liegt.
Das Marwaripferd ist ein elegantes Kleinpferd von einem
Stockmaß um 1.55 m. Es gibt jedoch auch Pferde die
weitaus kleiner, bzw. größer sind. Viele Pferde
sind vom Exterieur uneinheitlich.
Im Generellen kann man sagen, das Marwaripferd hat einen
trockenen edlen Kopf mit einem graden Profil, einer eher
lange Nase, großen Augen und einem eher kleinen Maul.
Der Hals ist hochangesetzt und elegant. In alten indischen
Schriften heißt es, „Marwaripferde sollen ihren
Hals stolz wie ein Pfau tragen“.
Das Fundament ist trocken und meist ohne Fehlbildung. Marwaris
neigen allerdings, wie viele Primitivrassen, zu einer leichten
Kuhessigkeit.
Die Hufe sind klein und hart und müssen selten beschlagen
werden.
Das Fell der Marwaripferde ist seidig und hat oft den metallischen
Glanz der zentralasiatischen Pferde. Marwaris kommen in
allen Fellfarben vor. Plattenschecken sind häufig.
Beliebt sind auch Cremellos, in Indien Nukra genannt.
Viele Marwaripferde verfügen über eine 4.Gangart,
dem sogenannten Revaal, einen lateral verschobenen Tölt,
der sehr bequem zu sitzen ist und sowohl langsam als auch
schnell gelaufen wird. Besonders häufig findet man
ihn in Pferden die in der Wüste geboren und aufgewachsen
sind.
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